“Das Haus war einfach wieder ein Haus, nicht mehr und nicht weniger, die Schatten waren Schatten, und die Dunkelheit war ein Freund und nicht ein schwarzer Vorhang, der mich erdrücken wollte an Tagen, wo mir alles zu viel, alles zu grotesk war. Die Geschichte über meinen Vater mochte wahr sein, oder nicht, darauf kam es für mich nun gar nicht mehr an. Worauf es ankam war, dass es "schlechte" Dinge waren. Dinge, die nicht für Menschen sind. Man ging zugrunde, wenn man sich zu lange damit beschäftigte, ganz gleich mit welchen Absichten man es tat. Nein, ich würde mich dem Monster meiner selbst nicht stellen. Und ich musste es ja auch nicht. Was immer geschehen war ... ich wollte mit einem Mal nichts mehr damit zu tun haben.
Doch war mir klar, dass ich nicht vor mir selbst davonlaufen konnte. Nun war das 21. Jahrhundert angebrochen und ich beschloss, mein Leben auszukosten, wenigstens so zu tun, als sei es ein ganz normales. Ich ließ meine Vergangenheit zurück und zog nach New York in eine Apartmentwohnung. Ich wurde gänzlich zu einem Kerl der Moderne. Für mich begann ein neuer Lebensabschnitt - wieder einmal womöglich, doch diesmal bedeutender als zuvor. Ich fand einen Job in einem Nachtclub. Einem Szeneclub des New Yorker Nachtlebens, wo ich als Barkeeper aushelfe. Denn ihr müsst wissen, dass wir das Jahr 2010 schreiben. Ein Jahr, welches ich mir vorgenommen habe auszukosten. Es ist nur noch wenig von dem einstigen Besitzer des Ashton Palace übrig geblieben, denn was bedeutet schon eine Dienerschaft und die Anrede "Sir" oder "Master" im 21. Jahrhundert, in New Yorks dunkler Szenenwelt? Nichts. Aber für einen Vampir kann New York wiederum so einiges bedeuten.“
„Kein Wort, kein einziges Wort verließ mehr ihre Lippen, auch tat es kein Atemzug, sondern lediglich ein Laut des Genusses und der Erregung, als sich ihre Nägel in seine Schultern "krallten" und ein stechender Schmerz mit einem Mal durch seinen Körper jagte, der seinen Ursprung an seinem Hals fand. Spitz und hart durchdrang etwas seine Haut und wurde doch mit einer solchen Sanftheit ausgeführt, die schon wieder grotesk in Anbetracht der Untat wirkte. Am Anfang war da der Wille sich von ihr zu lösen,
nachdem er aufgekeucht hatte und ein Zittern durch seinen Körper ging, das jegliche Muskeln unter der Haut zum Bersten anspannte. Wieso konnte er nicht aufhören? Warum schrie alles schrill in ihm "Gefahr!", wenn sein Körper doch nicht darauf reagieren konnte, wie er es wollte? Ein dünnes Blutrinnsal rann an ihrem Mundwinkel hinab, während sich ihre Lippen gierig an seinen Hals pressten. Ihre Wangen erröteten ganz sacht, so dass man noch immer meinen könnte, es wäre die Hitze der Leidenschaft. Doch das Bild, welches sich dem Betrachter auftat, erzählte eine ganz andere Geschichte. Er ließ es geschehen, ließ dem Schicksal freien Lauf und wurde zum Spielball einer Frau, die doch anders war, als die anderen zuvor. Auf eine gefährliche Art anders.“
„Dann war der Tag gekommen, an dem er abhaute. Gekleidet in möglichst einfache Sachen, verließ er mit nur einem Rucksack in einer Nacht- und Nebelaktion die Menschen, die sich seine Familie schimpften und ihn in Wirklichkeit alle auf ihre Weise ganz anders behandelten. Es folgten Jahre, in denen er ein Leben auf der Straße begann.
Untergetaucht mit falschem Namen, fand er Anschluss bei einer Straßengang, die sich tagsüber mit Dingen wie Diebstahl und Einbruch beschäftigte und nachts in verlassenen Lagerhallen, oder im Underground übernachtete. Zigaretten, Alkohol und Drogen umgaben ihn seit da an und er wurde - rein oberflächlich betrachtet - zu einem Junkie. Es kam auf die Leute an, mit denen du dich abgabst und du wurdest selbst zu ihnen gezählt. Niemand ahnte, wer dort unter ihnen war. Niemand wusste, dass er nicht der war, der er zu sein schien.“
USA. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wir schreiben das Jahr 2010 und befinden uns im New Yorker Stadtleben. Vollgestopfte Straßen, bunte nächtliche Citylichter und mitten drin Menschen, die keine Menschen sind. New York ist eine Anlaufstelle für viele Persönlichkeiten,
die alle aus unterschiedlichen Gründen einen Narren am Stadtleben gefressen haben. Die einen passen sich an, die anderen agieren aus dem Untergrund und wünschten, sie könnten die komplette Menschheit belehren. Die Nacht söhnt einen aus mit dem Tag, weckt die Geister längst vergessen geglaubter Triebe und macht die New Yorker Straßen nicht selten zu einem gefährlichen Pflaster. Gott und Teufel spielen Schach auf dem Antlitz der Erde und wir sind ihre Schachfiguren. Tauche ein ins New York des 21. Jahrhunderts und wähle selbst, zu welcher Seite du gehörst. Mensch, Himmels- oder Höllengeschöpf? Schwarz, Weiß oder Grau? Die Moderne trifft auf uralte Mythen, Legenden und Traditionen, die hier auch weiterhin ihre Geschichten schreiben.